Interview mit Amina Hamraz Hassani über ihre Lehre als Friseurin
Drittstaatsangehörige mit erfolgreicher beruflicher Laufbahn in Österreich
Kannst du dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Amina Hamraz Hassani und ich lebe seit Dezember 2010 in Österreich. Ich bin in Ghazni, Afghanistan geboren. Ich habe meine Lehre als Friseurin im August 2013 begonnen und im September 2016 erfolgreich abgeschlossen.
Wie lange hat es gedauert, bis du eine geeignete Ausbildung gefunden hast?
Bei mir hat es nur zwei Wochen gedauert, eine Lehre nach Abschluss der Pflichtschule zu finden.
Wie hast du deine Lehrstelle gefunden und was hat dich bei der Suche nach einer Lehrstelle am meisten geholfen?
Ich habe mit Hilfe des Internets eine Lehrstelle gefunden. Und ohne die Unterstützung meiner Verwandten bei der ersten Bewerbung bei einem Frisörbetrieb wäre es nicht möglich gewesen, einen Lehrplatz zu finden.
Mit welchem Sprachniveau hast du deine Lehre begonnen?
Ich habe nach der Pflichtschule mit geringem Sprachkenntnisse (A1 oder A2) die Lehre begonnen.
Welche Begabungen zeichnen dich aus?
Ich bin handwerklich geschickt, ich lerne schnell die Handarbeit und ich hatte großes Interesse für Haarstyling und Henna.
Wie hast du deine Stärken und Interessen herausgefunden?
Als ich in Pakistan gelebt habe, habe ich herausgefunden, dass ich sehr schnell meine Ideen und meine Kreativität einsetzen kann, sobald ich ein Grundwissen und Grundkenntnisse in einem Gebiet habe.
Was magst du besonders an deinem Beruf?
Der zwischenmenschliche Kontakt mit Kund*innen, der Umgang mit Kund*innen, ich versuche kundenorientiert zu arbeiten. Und die selbstständige Arbeit.
Womit hast du in deinem Beruf Schwierigkeiten?
Als ich den Lehreplatz gefunden und die Lehre aufgenommen habe, fühlte ich mich sehr glücklich. Aber manchmal gab es Konflikte zwischen uns Kolleg*innen, meine große Herausforderung im letzten Betrieb war, dass ich einerseits meinen Umsatz steigern musste und so viele Kund*innen haben sollte, anderseits durch den vielen Umsatz und die Leistung den Neid und Konflikt mit Kolleg*innen aushalten musste.
Was waren die größten Herausforderungen im Betrieb und Berufsschule für dich?
Die Sprachekenntnisse waren besonders bei schriftlichen Prüfungen in der Berufsschule die größte Herausforderung für mich. Aber im Betrieb waren die Kolleg*innen sehr nett und ich konnte in der Lehrzeit meine Sprachkenntnisse entwickeln und verbessern, obwohl ich am Anfang im ersten Lehrjahr wenig Deutschkenntnisse hatte.
Ich habe schon in der Berufsschule und im Betrieb mitbekommen, dass Lehrlinge oder geflüchtete Mitarbeiter*innen mit geringen Deutschkenntnissen von Seite der einheimischen Mitarbeiter*innen meistens in kleinen Betrieben und manchmal sogar in großen Betrieben diskriminiert wurden. Z.B sollten die Lehrlinge für andre Mittagessen einkaufen, wo sie beim Essen bestellen wegen ihrer geringen Deutschkenntnisse ausgelacht und erniedrigt wurden. Und bei kleinen Betrieben missachtet die Geschäftsleitung oft die Rechte der Lehrlinge und die Regeln.
Was waren deine Erwartungen an deine Lehrzeit?
Ich war zufrieden im Betrieb und habe positive Erfahrung bei der Berufsschule gemacht.
Und habe genug Informationen über meine Rechte und Pflichten in der Schule und im Betrieb bekommen. Meine Erwartungen wurden also erfüllt.
Wie hast du dich nach dem Abschluss gefühlt?
Ich war ganz glücklich, dass ich selbstständig und ohne Stress wegen der Abschlussprüfung mit besserem Gehalt und Freiheit arbeiten kann.
Was würdest du anderen, die eine Lehrausbildung machen möchten, empfehlen?
Ich empfehle, dass die Lehrsuchenden sich lieber einen Lehrplatz bei einer großen Firma suchen sollen, weil die Regeln und Rechte klar sind und besser mit Lehrlingen umgegangen wird. Da in kleinen Betrieben der Umsatz für die Geschäftsleitung am wichtigsten ist, wird oft nicht menschlich und freundlich mit Lehrlingen umgegangen.
Wenn man eine Lehre machen möchte, empfehle ich, soll man sich überlegen, welche Herausforderung auf einem zukommen könnten und sich vorbereiten. Wie zum Beispiel der Konflikt mit Mitarbeiter*innen oder Kund*innen. In dem Fall würde ich Lehrsuchende dringend auffordern Geduld zu haben, und nicht wegen dieser Art von Problemen die Lehre abbrechen oder einen neuen Betrieb zu suchen.
Natürlich gibt es die Arbeiterkammer, bei der man sich bei Schwierigkeiten melden und Hilfe holen kann. Z.B. habe ich in der Berufsschule mitbekommen, dass sich eine Kollegin bei der AK beschwert hat und von der AK hat jemand den Betrieb besucht. Es war sehr gut für die Lehrlinge und alle Lehrlinge der Firma haben in einem Einzelgespräch alle Themen an die AK weitergegeben.
Und es gibt die Möglichkeit, sich nach der Lehre weiterzubilden. Ich finde die Veranstaltungen, Workshops, Seminare usw. für praktische Schulung für Weiterentwicklung der Mitarbeiter*innen nach der Lehre sehr sinnvoll.