Interview mit Rohullah Arman über seine Lehre als Koch

Nov 29, 2021

Drittstaatsangehörige mit erfolgreicher beruflicher Laufbahn in Österreich

Magst du dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Rohullah Arman, ich komme aus  Afghanistan und ich bin seit Februar 2015 in Österreich. Ich habe meine Lehre zum Koch in einem Hotel in Sankt Gilgen am Wolfgangsee in Salzburg gemacht und im Juli 2019 beendet.

Wie lange hat es gedauert, bis du eine geeignete Ausbildung gefunden hast?

Das hat ca. 6 Monat e gedauert.

Wie hast du deine Lehrstelle gefunden?

Ich war beim AMS angemeldet und die haben mir freie Lehrstellen geschickt. Für Geflüchtete waren nur 9 unterschiedliche Lehrberufe zur Auswahl. Da war auch Koch dabei und das hat mir am meisten zugesagt. Ich hab mich viel beworben aber das Problem war, dass ich kein Deutsch konnte. Manche Betriebe haben gar nicht geantwortet und manche haben angerufen aber ich nicht verstanden, was sie mir gesagt haben. Da haben sie gesagt, leider ist es zu schwer, ohne Deutschkenntnisse eine Lehre anzufangen. Zuerst habe ich mich nur in der Steiermark beworben, dann habe ich angefangen mich auch außerhalb der Steiermark zu bewerben. Ich hab auf einer Plattform im Internet nach Jobs gesucht, so habe ich die Lehrstelle am Wolfgangsee gefunden und die haben mir zurück geschrieben.

Was hat dir bei der Suche nach einer Lehrstelle am meisten geholfen?

Ich bin vor der Lehre in Hartberg in der Steiermark ins Gymnasium gegangen. Ich wollte nicht zu Hause sitzen sondern etwas lernen, deshalb hab ich gefragt ob ich in die Schule gehen kann und in der achten Klasse war ein Platz frei. Nach der Schule wurde dort auch ein Deutschkurs für Geflüchtete angeboten. Ich habe große Unterstützung von meiner Deutschkurslehrerin bei der Lehrstellensuche bekommen. Sie hat mir bei meinem Lebenslauf und beim Schreiben der Bewerbungen geholfen.

Mit welchem Sprachniveau hast du deine Lehre begonnen?

Nach 4 Monaten Sprachkurs war das noch A1.

Welche Begabungen zeichnen dich aus?

Ich versuche immer mein Bestes zu geben.

Was magst du besonders an deinem Beruf?

Man hat in der Küche seinen Platz und Ruhe beim Arbeiten. In der Küche sind die Leute ruhiger als in anderen Berufen, wie zum Beispiel bei der Baustelle. Und ich mag auch die österreichische Kultur und Küche.

Womit hast du in deinem Beruf Schwierigkeiten?

Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten mit der Sprache und ich kannte am Anfang auch nicht das österreichische Essen. Jetzt habe ich keine Schwierigkeiten, außer dass ich aufgrund der Coronasituation in Kurzarbeit war. Ich wollte mein eigenes Restaurant eröffnen, aber dann kam Corona dazwischen.

Was waren die größten Herausforderungen im Betrieb und in der Berufsschule für dich?

Im ersten Lehrjahr, vor allem in den ersten 7 Monaten hatte ich Schwierigkeiten mit der Sprache. Der Küchenchef hat mir eine Mappe gegeben mit Fotos von Lebensmittel und Küchengeräten und den englischen und deutschen Namen dazu. Ich musste versprechen die deutschen Wörter zu lernen und ich habe alle Vokabeln innerhalb von 5 Tagen gelernt. Aber dann wurde ich in der Arbeit aufgefordert eine Oberschiene aus dem Kühlhaus zu bringen und ich wusste nicht was das ist, weil ich in dieser Mappe nur Melanzani gelernt habe.  Das gleiche mit Blumenkohl und Karfiol. Und auch der Dialekt war eine Herausforderung. Am Anfang bin ich in der Küche gestanden und habe gar nicht geredet weil ich auch nichts verstanden kann.

Auch in der Berufsschule war die Sprache am Anfang schwierig. Manchmal bin ich bis eins in der Früh gesessen und hab den Lehrstoff übersetzt. Trotzdem habe ich schon im ersten Lehrjahr einen guten Erfolg bekommen, und im zweiten und dritten Lehrjahr dann einen ausgezeichneten Erfolg.

Was waren deine Erwartungen an deine Lehrzeit?

Ich habe mir immer gewünscht, dass ich nicht hinter Jobs her sein muss sondern dass ich in meinem Beruf so gut bin, dass die Betriebe sich bemühen, mich zu bekommen. Und bis jetzt hatte ich 3 verschiedene Stellen und wenn ich mich beworben habe, haben die gleich angerufen und mir zugesagt.

Wie hast du dich nach deinem Abschluss gefühlt?

Ich habe mich erleichtert gefühlt und ich hab mich gefreut nun als richtiger Koch anfangen zu können.

Was würdest du anderen, die eine Lehrausbildung machen möchten, empfehlen?

Viele schauen an erster Stelle auf die Lehrentschädigung. Aber die Lehre geht nur 3 Jahre. Da kann man auch sparsam leben. Man kann für eine Weile auch nur halb so viel Geld ausgeben wenn man nur halb so oft auswärts essen geht oder halb so viel Geld für neue Kleidung ausgibt. Man sollte nach dem Job Ausschau halten, den man wirklich machen möchte. Ein Freund von mir backt richtig gerne und gut, aber er möchte keine Lehre zum Konditor beginnen, weil die Lehrentschädigung so gering ist. Aber ich hab ihm gesagt, dass man  nach der Lehre professioneller Konditor ist und dann besser  verdient als ein normaler Mitarbeiter. Und man sollte sich bemühen gut zu sein in dem was man macht.

 

Photo by Pixabay

This project was funded by the European Union’s Asylum, Migration and Integration Fund. The content of this document represents the views of the author only and is his/her sole responsibility. The European Commission does not accept any responsibility for use that may be made of the information it contains.

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