Training für MigrantInnen „Kenn deine Rechte“
Theaterworkshop in Kooperation mit der ÖGJ und dem Theater der Unterdrückten Wien
Da wir mehrfach gefragt wurden, ob wir ein weiteres Training für Migrant*innen anbieten können, die in den österreichischen Arbeitsmarkt einsteigen wollen, haben wir uns entschlossen, am 22.09.2021 einen weiteren Workshop in Wien abzuhalten.
Diesmal wollten wir ein anderes Format ausprobieren und die Schulung fand in Kooperation mit der Österreichischen Gewerkschaftsjugend und dem Verein Theater der Unterdrückten Wien statt. Die ÖGJ (ÖGJ – Home (oegj.at)) ist die Jugendorganisation des ÖGB (Österreichischer Gewerkschaftsbund) und ist in allen Bundesländern aktiv und besteht aus sieben Gewerkschaften. Die Österreichische Gewerkschaftsjugend ist die größte politische Jugendorganisation in Österreich und kümmert sich um die Rechte in Sachen Arbeit und Bildung.
TdU Wien ist Theater, das überall da ist, wo Menschen sich über Theater als Sprache ausdrücken wollen, das Partizipation, Gemeinschaft und Austausch fördert. Theater, das von den Menschen als Künstler*innen selbst gemacht wird, anstatt für sie. Wir gestalten als feministischer Verein eine Lebensrealität mit, die in Zeiten von Unsicherheit, Prekarität und patriarchaler Unterdrückung Menschen ermutigt, nach kollektiven Wegen zu suchen, ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst, der Umwelt und Gesellschaft zu wagen und in kreativen Formen auszudrücken. Dabei werden aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen bearbeitet und transformiert. Ihre machtkritische und partizipative Arbeit ist lebensbejahende und freiheitsorientierte Pädagogik und niedrigschwellige Kulturarbeit für und von Menschen jeden Alters und in allen Lebenslagen.
An der Fortbildung nahmen 8 Teilnehmer*innen aus Nigeria, Afghanistan, der Türkei, Serbien und Syrien teil.
Alle Teilnehmer*innen sind derzeit auf der Suche nach einem Arbeitsplatz oder einer Berufsausbildung in Österreich. Die meisten von ihnen müssen ihre Deutschkenntnisse verbessern und nehmen an Deutschkursen teil.
Im Training gab es einen Input über das Bildungssystem in Österreich und welche Qualifikationen für welche Berufe erforderlich sind. Anschließend tauschten sich die Teilnehmer*innen über ihre Bildungs- und Berufswege aus und sprachen über ihre zukünftigen beruflichen Ziele. Die Teilnehmer*innen sprachen auch über ihre Hindernisse und Schwierigkeiten beim Erreichen ihrer Ziele und über ihre Erfahrungen mit Rassismus in Österreich, mit denen sie konfrontiert waren.
Anschließend informierte Marcus Mosovsky von der ÖGJ die Teilnehmer*innen über ihre Rechte als Arbeitnehmer*innen und die Rolle der Gewerkschaft, an die sich Arbeitnehmer*innen wenden können, wenn sie Probleme mit ihrem Arbeitgeber haben oder wenn ihre Arbeitsrechte verletzt werden. Er informierte die Teilnehmer*innen auch darüber, worauf man bei einem Arbeitsvertrag achten sollte.
Der zweite Teil des Workshops wurde von Sophie Baumgartner vom Theater der Unterdrückten geleitet. Die Teilnehmer*innen begannen damit, den Begriff „Ungerechtigkeit“ in ihrer Muttersprache aufzuschreiben.
Dann wurde die Gruppe in 2 Gruppen zu je 4 Personen aufgeteilt. Jede Gruppe einigte sich auf eine Szene, die einer der Teilnehmer*innen aus seiner/ihrer Arbeitserfahrung erlebte und die mit Diskriminierung, Rassismus und/oder Verletzung von Arbeitsrechten einherging. Die Gruppen hatten Zeit, um die Theaterszene zu entwickeln. Dann führten die Gruppen ihre Theaterszene auf. Die andere Gruppe analysierte, auf welche Weise eine Form von Diskriminierung oder Verletzung von Arbeitsrechten stattgefunden hat. Anschließend hatte die andere Gruppe die Möglichkeit, Vorschläge zu machen, wie die Situationen anders hätten gelöst werden können. Mit Hilfe von Sophie Baumgartner suchten sie nach alternativen Möglichkeiten für die Protagonisten, mit den Situationen umzugehen. Diese alternativen Wege wurden dann theatralisch umgesetzt und die Teilnehmer*innen sahen verschiedene Alternativen, wie man eine Situation lösen könnte. Die Gruppe kam jedoch auch zu der Erkenntnis, dass in einem Machtverhältnis zwischen einem Arbeitnehmer, der von der Arbeit abhängig ist, und einem Arbeitgeber die Handlungsmöglichkeiten manchmal begrenzt sind. Zumindest gibt es immer die Möglichkeit, sich z. B. von der Gewerkschaft beraten zu lassen und Vorfälle anonym an das Dokumentationszentrum für Rassismus zu melden, und die Teilnehmer*innen sahen und lernten, dass es zumindest in vielen Fällen Möglichkeiten gibt, mit Situationen konstruktiv umzugehen.
Photo by Carolina Lebesmühlbacher